Mittwoch, 10.05.2017 um 20:45 Uhr
Dank des vor heimischer Kulisse eingefahrenen 3:0-Erfolgs darf Real bereits nach den ersten 90 Minuten des Halbfinales mit den Endspiel-Planungen beginnen. Bevor es jedoch im Mai nach Cardiff geht, müssen die Königlichen zunächst noch dem Estadio Vicente Calderon die allerletzte Ehre erweisen.
Anlässlich des Rückspiels in der Vorschlussrunde der Champions League sperrt das legendäre Stadion des Lokalrivalen letztmals die Tore zu einem Derbi madrileno auf – nach dem Saisonende wird die traditionsreiche Spielstätte dann alsbald dem Erdboden gleichgemacht.
Der aus Sicht der Rojiblancos demoralisierende Zwischenstand droht nun dafür zu sorgen, dass der Arena nicht der erhoffte glanzvolle Abschied beschieden ist: Angesichts des sich jüngst offenbarenden Klassenunterschieds scheint noch nicht einmal ein halbwegs heißer Tanz denkbar zu sein.
.@ToniKroos @realmadrid @DFB_Team .@ToniKroos: "Das 3:0 ist ein sehr gutes Ergebnis, wir haben das Spiel 90 Minuten lang dominiert, aber es ist erst Halbzeit…" #UCL #RMAATM pic.twitter.com/4jq1la3t1z
— UEFA.com deutsch (@UEFAcom_de) 2. Mai 2017
Cristiano Ronaldo ist nicht aufzuhalten
Dies ist vor allem deshalb eine bodenlose Enttäuschung, weil sich das Derby zuletzt fast immer als eine richtig enge Geschichte erwies, die Atletico insbesondere in der Primera Division oft genug in die eigene Richtung biegen konnte.
Die regelmäßig aufgeführten Duelle in der Champions League waren dagegen zwar stets von einem enttäuschenden Ende geprägt; dennoch blickten die Rojiblancos dem Weißen Ballett auch in der Königsklasse immer auf absoluter Augenhöhe ins Gesicht.
Sowohl in den Endspielen 2014 und 2016 als auch im Viertelfinale 2015 hatten letztlich nur die berühmten Nuancen den Unterschied besorgt – eine entsprechend neue Erfahrung bedeutet es, bereits nach dem Hinspiel dem Untergang geweiht zu sein.
Atletico gegen Real Madrid – alle Duelle in der Champions League
Als Sargnagel Atleticos stellte sich dabei erneut Cristiano Ronaldo heraus: Führte der Portugiese seine Farben im vorjährigen Endspiel noch mit dem entscheidenden Elfmeter auf den königlichen Thron, machte CR7 bei der sich bald zur Farce entwickelnden Revanche deutlich kürzeren Prozess.
Mit einem nicht ganz lupenreinen Hattrick gelang es CR7 einmal mehr, sich als lebende Legende zu inszenieren: Nachdem der personifizierte Europameister zunächst im Alleingang den FC Bayern versenkte, nahm sich dieser nun auch den Stadtrivalen mit derselben Gnadenlosigkeit zur Brust.
“Das ist ein Vorteil, und ich will nicht lügen: ein guter, ein sehr guter Vorteil. Aber noch ist nichts garantiert. Wir müssen voll konzentriert in das Rückspiel im Calderón gehen.”
– Cristiano Ronaldo hat auch zweiten Duell gegen Atlteico noch etwas vor.
Quote Sieg Real Madrid 2,60 – bei Mybet anmelden & tippen!
Wenngleich am Dienstag letztlich das gesamte Team von Zinedine Zidane einen atemberaubenden Abend erwischte, ist es vor allem an der Topform des Torjägers festzumachen, dass der vielfach beschworene Titelverteidiger-Fluch zunehmend seinen schädlichen Zauber verliert.
Atletico gibt noch nicht auf…
Bereits an dem sich längst ankündigenden Wiedereinzug ins Finale waren die Vorgänger der Königlichen reihenweise gescheitert; vor exakt zwei Jahrzehnten gelang es letztmals Juventus Turin, die Entthronung bis zum letzten Gefecht aufzuschieben.
Somit ist es schon eine originelle Pointe, dass es dieses Mal nun der Alten Dame vorbehalten bleiben dürfte, dem amtierenden Champion das Krönchen abzunehmen: Ein Vorhaben, welches aber freilich auch Atletico noch nicht gänzlich abgeschrieben hat.
.@Atleti @atletienglish "It's hard, but it's football. These things happen. We are going to try until the end, until the final whistle is blown in the 2nd leg" #UCL pic.twitter.com/4cRylLxmjg
— Champions League (@ChampionsLeague) 2. Mai 2017
Der vermeintlich hoffnungslosen Ausgangslage zum Trotz, war die im Vorfeld betriebene Suche nach einem Strohhalm von Erfolg gekrönt: Ein anno 2015 im Derby gefeierter 4:0-Triumph sorgt für ein Fünkchen Hoffnung, dass die Messe vielleicht doch noch nicht endgültig gelesen ist.
Der Glaube an das Wunder wird zudem von der Beobachtung befeuert, dass der laufende Wettbewerb für wundersame Auferstehung prädestiniert erscheint – so ließ der FC Barcelona schon im Achtelfinale sämtliche Dämme über dem französischen Meister aus Paris zusammenbrechen.
Eine Runde später blieb dann auch Real nur um Haaresbreite von einem ähnlich bösen Erwachen verschont. Ein zunächst in der Allianz Arena herausgeschossener 2:1-Vorsprung erwies sich als zu knapp bemessen, um ohne großes Zähneklappern in die Vorschlussrunde einzuziehen.
Die in der Champions League besonders verlässlich zum Tragen kommende Heimstärke der Colchoneros soll nun das Übrige dazu beitragen, dass es auch im Semifinale nochmals spannend wird: Ein früher Führungstreffer könnte bei Atletico etwa gänzlich ungeahnte Kräfte mobilisieren.
Auch im Rückspiel ist Real leicht favorisiert
Vom Gros der Wettanbieter wird einer solch überraschenden Wende jedoch von vornherein eine klare Absage erteilt. Wer sich jetzt noch entschließt, auf den Aufstieg der Königlichen zu tippen, kann von den in Aussicht gestellten Gewinnen noch nicht einmal die Wettsteuer bestreiten.
Starke Höchstquoten von bis zu 2,6 sorgen hingegen dafür, dass sich ein Auswärtssieg von Real im Rückspiel als doppelt lukrativ erweist; so mancher Buchmacher scheint darauf zu spekulieren, dass sich der Titelverteidiger im Vicente Calderon auf seinem staatlichen Vorsprung auszuruhen pflegt.
Auf eine begründete Furcht vor der Atletico-Festung dürften die vergleichsweise üppigen Gewinne in jedem Falle nicht zurückzuführen sein; mit einem glatten 3:0 hatten die Königlichen in der Liga zuletzt auch schon in der Höhle des etwas kleineren madrilenischen Löwen triumphiert.
Angesichts der drohenden Langweile sehnen die Bookies mit ihren Prognosen aber vielleicht auch spannende Verhältnisse herbei: Gleichwohl sagen Siegquoten von bis zu 2,7 den Rojiblancos auch vor heimischer Kulisse die minimal schlechteren Aussichten voraus – mit einer Top-Quote von 3,6 wird nur ein Remis als noch unwahrscheinlicher angesehen.