Montag, 17.04.2017 um 20:15 Uhr
Dass am vergangenen Wochenende mit dem Derby-Sieg gegen den KSC die Zurückeroberung der Tabellenspitze gelang, hat die Welt des VfB Stuttgart wieder in Ordnung gebracht. Auf der Bielefelder Alm dürften nun dennoch vor allem die Gastgeber vor Selbstvertrauen strotzen.
Zwar ist es nicht sonderlich typisch, dass ein Abstiegskämpfer dem Besuch des Tabellenführers voller Tatendrang entgegenfiebert – in den vergangenen Wochen traten die Ostwestfalen aber freilich auch nicht gerade wie ein zukünftiger Drittligist auf.
Mit den in den jüngsten vier Partien eingeheimsten zehn Zählern steckt der DSC die meisten Spitzenmannschaften locker in die Tasche; von den Top-4-Teams haben es im entsprechenden Zeitraum nur die Braunschweiger Löwen auf denselben Punkteschnitt gebracht.
Momentan stellt es sich somit als ein Glücksfall heraus, dass sich der Verein vor einem Monat für einen nochmaligen Trainerwechsel entschied; kam zunächst schon „Interim“ Carsten Rump auf Anhieb in die Punkte, konnte Jeff Saibene den positiven Trend seither stabilisieren.
Davari: "Der Trainer hat entscheidende Kleinigkeiten verändert, das hat bisher zum Erfolg geführt." #dscPK #DSCVfB
— DSC ArminiaBielefeld (@arminia) 12. April 2017
Plötzlich läuft es wie am Schnürchen…
Dabei fällt es einigermaßen schwer, das Erfolgsrezept des ersten luxemburgischen Cheftrainers der Bundesliga-Geschichte auszumachen; bezüglich der taktischen und personellen Marschrichtung nahm der 48-Jährige nur vergleichsweise niedrigdosierte Änderungen vor.
Die verbesserten Ergebnisse werden somit ersatzweise auf die typischerweise im Abstiegskampf benötigten Tugenden zurückgeführt: Sowohl kämpferisch als auch hinsichtlich des läuferischen Einsatzes legte die Mannschaft erkennbar eine Schippe drauf.
Quote Sieg VfB Stuttgart 2,07 – bei Bet-at-home anmelden & tippen!
Obendrein ist zu vernehmen, dass mit einem Male auch der Teamgeist stimmen soll – was angesichts des aktuellen Laufs allerdings auch nicht allzu sehr verwundern kann. Plötzlicher Erfolg stellt sich eben noch immer als der zuverlässigste Stimmungs-Booster heraus.
Unabhängig von allen im Ansatz stecken bleibenden Erklärungsversuchern bleibt aber unverrückbar festzuhalten, dass Saibene im Begriff ist, die Arminia mit sich ins Reine zu bringen: Mit der Eroberung des Relegationsplatzes haben die Bielefelder in der Englischen Woche bereits ihr erstes Etappenziel erreicht.
Weil den Ostwestfalen der letzte Rettungsversuch in der Relegation aber in äußerst unguter Erinnerung geblieben ist, wird längst der Sprung ans rettende Ufer anvisiert; die dort ansässige Konkurrenz aus Würzburg, München, Lautern und Aue ist mittlerweile nur noch einen Steinwurf weit entfernt.
Trotz der verbesserten Ausgangssituation kann die Saison für den DSC allerdings noch immer mächtig ins Auge gehen; in den verbleibenden sechs Runden bekommen es die Ostwestfalen schließlich mit jeder Menge Prominenz zu tun.
Für die Arminia geht der Abstiegskampf erst richtig los
Stehen zum einen noch schwere Auswärtsspiele in Heidenheim und Dresden auf dem Programm, haben sich die Bielefelder vor heimischer Kulisse unter anderem mit den beiden punktgleich an der Spitze liegenden Teams aus Stuttgart und Braunschweig zu bewähren.
Hier sollte jedoch die grundsolide Bilanz auf der Alm dafür sorgen, dass der Mannschaft auch vor den Prüfungen gegen das Top-Duo das Herz nicht in die Hose rutschen muss; in der wahrlich nicht immer unproblematisch verlaufenen Rückrunde sind die Bielefelder daheim nach wie vor unbesiegt.
“Wenn wir so auftreten wie zuletzt, brauchen wir uns auch vor dem VfB nicht verstecken.”
– Auch DSC-Keeper Daniel Davari lässt ein deutlich gewachsenes Selbstvertrauen erkennen.
Arminia Bielefeld gegen VfB Stuttgart – die letzten 5 Duelle
Gegen den frischgebackenen Spitzenreiter scheint vorauseilender Gehorsam aber auch noch aus einem anderen Grund verzichtbar zu sein – die 2. Bundesliga bekam vermutlich schon lange keinen zufälligeren Gipfelstürmer mehr zu Gesicht.
Den Schwaben ist das bemerkenswerte Kunststück gelungen, inmitten einer tiefen Sinnkrise an allen konkurrierenden Mitbewerbern vorbeizuziehen. Da den jüngsten sechs Auftritten lediglich ein Dreier entsprang, hat sich der VfB zuletzt meist in äußerst sparsamer Verfassung präsentiert.
Nachdem gegen Dresden und 1860 jeweils erst in der Nachspielzeit ein Punkt gerettet wurde, sorgte zudem auch der erlösende Sieg gegen Karlsruhe nicht für eine richtig breite Brust: Der abgeschlagene Sport-Club ist derzeit ganz einfach viel zu schwach, um als ernst zu nehmende Richtschnur zu dienen.
Dominanz sieht anders aus
Die Stuttgarter Tabellenführung enthüllt somit vor allem, in welch einem atemberaubend langsamen Tempo der Kampf um die Bundesliga vonstattengeht; die letzten Wochen waren von fast permanenten Patzern der vier Aufstiegs-Interessenten geprägt.
Vorbereitung auf das Auswärtsspiel in Bielefeld. Anto #Grgic wieder beim Team. #VfB pic.twitter.com/BrYnphK7Iy
— VfB Stuttgart (@VfB) 13. April 2017
Wer es gut mit der 2. Liga meint, darf dieses Schneckenrennen aber durchaus auch als ein Qualitätsmerkmal verstehen – immerhin ist es für den Unterhaltungsfaktor ein Segen, dass hier nach wie vor fast jeder jeden schlagen kann.
So tat sich dann auch der VfB schon gegen so manche Truppe schwer, die momentan ums Überleben kämpft; mit Blick auf die in Würzburg und Düsseldorf kassierten Schlappen sollte nun auch auf der Bielefelder Alm nichts ausgeschlossen sein.
Selbst die erwähnten Ausrutscher ändern allerdings nichts daran, dass Stuttgart nun als bestes Auswärts-Team der Liga zum Montagsspiel erscheint; angesichts der überschaubaren eingeheimsten 22 Punkte reichen aber auch in dieser Rangliste mittelprächtige Werte für eine Top-Platzierung aus.
Den Wettanbietern sind solche Resultate hingegen etwas zu mickrig, um den VfB in die eigenen Abendgebete einzuschließen. Relativ hohe Siegquoten von bis zu 2,1 lassen – unter Beachtung des gegnerischen Tabellenstandes – auf ernsthafte Zweifel an der Stuttgarter Bundesliga-Tauglichkeit schließen.
Die Arminia darf es hingegen als freundliche Respektbekundung verstehen, dass ein Heimsieg nicht als Sensation gewertet wird; gibt’s für den vollendeten Favoritensturz rund den 3,3-fachen Einsatz zurück, sind bei einer Punkteteilung bei einigen Buchmachern noch ein paar zusätzliche Zehntel drin.